Der Durchschnittspreis für Primärregelleistung ist auf der Plattform regelleistung.net in den letzten Monaten langsam aber stetig gestiegen. Seit Juli hat sich der Preis von 1.300 € pro MW und Woche auf über 2.900 € mehr als verdoppelt. Viele Marktbeobachter stellen sich daher die Frage, woran das liegt.
Eine Theorie sind die ebenfalls deutlich gestiegenen Preise an der Leipziger Strombörse. Bei höheren Börsenpreisen entstehen Kraftwerksbetreibern zusätzliche Opportunitätskosten, wenn sie einen Teil der Leistung für die PRL reservieren. In der folgenden Grafik habe ich daher den PRL-Preisanstieg mit dem mittleren wöchentlichen Strompreis am Day-Ahead Markt verglichen.
Beim direkten Vergleich der Kurven wird deutlich, dass das Strompreisniveau zwischen Juli und Mitte Oktober zwar gestiegen ist, im September und vor allem gegen Ende Oktober jedoch deutlich rückläufig war. Die mittleren PRL-Preise haben sich dagegen stetig nach oben bewegt. Der alleinige Einfluss der Börsenpreise lässt sich damit also ausschließen.
Wetter beeinflusst Kraftwerksverfügbarkeit
Ein anderer Einflussfaktor für die steigenden Preise könnte das Wetter sein. Der vergangene Sommer war sehr trocken und vor allem Rhein und Elbe führen immer noch sehr wenig Wasser. Dadurch können Frachtschiffe die Kraftwerke nicht mit Brennstoff beliefern und zusätzlich wird die Kühlwassermenge zur Abführung der Wärme begrenzt. In der folgenden Abbildung sind die besonders niedrigen Pegelstände orange markiert.
Die Auswirkungen auf die Kraftwerksverfügbarkeit werden auf der Transparenzplattform der EEX dargestellt. Betroffen waren unter anderem die folgenden Kraftwerksstandorte:
- Phillipsburg (AKW)
- Staudinger, Mannheim, Karlsruhe, Heilbronn, Altbach, Deizisau, Westfahlen und Gersteinwerk (Steinkohle)
- Dormagen und Emsland (Gas)
Es ist davon auszugehen, dass einige der eingeschränkt laufenden Kraftwerke normalerweise auch am Primärregelleistungsmarkt teilnehmen. Ein Wegfall dieser Anbieter kann das Angebot daher kurzfristig verknappen.
Mittelfristig wieder sinkende Preise
Aufgrund der wieder gefallenen Strompreise und der (hoffentlich) wieder steigenden Pegelstände durch Regenfälle gehe ich davon aus, dass die PRL-Preise mittelfristig wieder sinken werden. Das aktuelle Preisniveau wird sich langfristig nicht halten können und vermutlich wieder Richtung 2.000 €/MW fallen.
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